Lesung von Dr. Ann Verdonck anlässlich der Ausstellung „Die visionäre Stadt“ im Arentshuis im Rahmen der Triennale 2015.

Der Architekt und Stadtplaner Huib Hoste (1881-1957) gilt als einer der profiliertesten Vertreter der belgischen Avantgarde. Er wächst in Brügge in einem französischsprachigen, traditionellen und streng katholischen Milieu auf. Vor dem Ersten Weltkrieg verwirklicht er mehr als 33 Projekte, darunter viele Restaurierungen. Diese stehen noch gänzlich in der neogotischen Tradition seines Lehrers, des Stadtarchitekten Charles De Wulf. Im Exil in den Niederlanden während des Ersten Weltkriegs kommt er mit den vielen Ansichten des Modernismus in Berührung.

Er wird ein glühender Verfechter einer erneuerten Architektur und Stadtplanung und erlangt internationalen Ruhm. Im Jahr 1928 ist er bei der Gründung der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM), einer Initiative von Le Corbusier, zugegen. Kein Wunder also, dass er 1937 an dem Wettbewerb für den Bau einer neuen Bahnhofsumgebung am Brügger Stadtrand teilnimmt. Dies ist für Hoste eine erlesene Gelegenheit, die CIAM-Gedanken mit der Erweiterung einer charaktervollen historischen Stadt zu verbinden.