Eine riesige Ikone moderner Technologie vor einer Kulisse kleiner Kanäle, Treppengiebel und Pferdekutschen: HeHe stört die Idylle des mittelalterlichen Brügge. In einer Umgebung, in der nichts darauf hinzuweisen scheint, dass es jemals so etwas wie eine industrielle oder technologische Revolution gegeben hat, löst Undercurrent eine visuelle und auditive Schockwirkung aus.

Der Umfang der Stahlstruktur steht im starken Kontrast zur kleinmaßstäblichen Umgebung. In der Nähe des Industriemasts hört man elektrisches Summen, Zischen, Ticken und Knacken. Auf dem Wasser der Kanäle treiben Kabel. Im Dunkeln geben sie Lichtblitze von sich. Die knisternde Konstruktion stört die behütete Stadtansicht. Sie besudelt das Bild der Stadt und erschwert den Konsum.

Der schwimmende Mast veranlasst auch zum Nachdenken. Über die Stromversorgung und den enormen Energieverbrauch, über Licht- und Lärmbelästigung, über den sich verändernden Energiebedarf und die Forderung nach nachhaltigen Städten. Der Hochspannungsmast ist ein Symbol des Fortschritts und der kollektiven Energie. Weist der gefallene Mast auf das Ende eines utopischen Strebens oder auf Energieverschwendung hin? Gleichzeitig unterstreicht dieser Eingriff den verblendenden Charakter einer Stadt, die sich als historische Oase versteht, in der dennoch Spuren der Technologie an die Oberfläche treten.